


Ich habe es geschafft. Endlich bin ich Teil von Matteos Familie. Ein Made Man, wie die Italiener sagen. Doch nicht jeder sieht das mit Wohlwollen. Für viele zählt noch immer nur das Blut, das durch die Adern fließt und meines passt nicht.
Ich dachte, mit der Initiation hätte ich mein Ziel erreicht. Weit gefehlt. Neue Ängste schleichen sich ein, solche, die ich vorher nicht kannte. Dass mein Bruder nun ebenfalls auf Duarte Island, bereitet bereitet mir mehr Sorgen, als ich mir eingestehen will. Ich setze alles daran, ihn aus den kriminellen Machenschaften herauszuhalten und ihm Schutz zu bieten – koste es, was es wolle.
Mein Herz? Das bleibt dabei auf der Strecke. Liebe war für mich ohnehin nie mehr als ein Mythos. Und doch gibt es da diese eine Frau, die etwas in mir auslöst. Wir hätten sowieso nie eine Chance. Oder etwa doch?

Sie sind jetzt meine Familie, ganz offiziell. Ich habe gebrannt und mein Blut gegeben. Doch das Gefühl hinkt hinterher und so ertappe ich mich immer noch dabei, Emilio mit „Mr. Duarte“ anzusprechen. Und mit Onkel Felipe, dem Oberboss, werde ich wohl nie ganz warm. Sein Blick verrät Misstrauen. Deshalb gebe ich alles, um mich zu beweisen.
Vielleicht, eines Tages, werde ich dann auch Teil dieses Stammbaums.
Tante Matalina ist da anders, hat etwas Unverwechselbares an sich. Mit ihrer scharfen Zunge und klarem Blick behauptet sie sich in dieser Männerwelt. Ich bewundere sie für ihre Stärke und genauso für die Wärme, die sie hinter dahinter verbirgt.


Nino kenne ich schon lange, wenn auch nicht ganz so lange wie Matteo, aber unsere Wege kreuzten sich bereits in der Schulzeit.
Matteo hat mir einmal von Ninos Einführung in die Familie erzählt. Seitdem sehe ich vieles bei ihm mit anderen Augen und lasse ihm manches durchgehen.
Mit Ninos Vater will ich nichts zu tun haben. Matteo übrigens auch nicht. Aber das ist nicht der Grund, warum er sich so vehement gegen die Hochzeit mit Louisa stellt. Da steckt etwas anderes dahinter. Ist und bleibt eben ein Herzmensch mein Freund.


Die Gallos haben ihre Wurzeln in New York und dort sitzt die Familie bis heute. Camilo Gallo, längst verstorben, war Matteos Großvater. Deshalb gehören sie bei Familienfeiern dazu.
Zwar stammen die Gallos aus der italienischen Mafia, doch sie zählen nicht zu den berüchtigten fünf großen Familien der Stadt. Sie operieren eher am Rand des Machtzentrums und doch mit genug Einfluss, um nicht übersehen zu werden.
Francesco, das Oberhaupt, kann mich nicht ausstehen. Er macht keinen Hehl daraus, und lässt es mich deutlich spüren.



Böse! GANZ BÖSE! Erzfeinde!
Ana mal angenommen.
Und Santiago? Bei ihm ist alles undurchsichtig. Seine Rolle bleibt ein Rätsel. Doch eines ist klar: Er strahlt eine Macht aus, die selbst die offiziellen Bosse seiner Familie in den Schatten stellt.

Die Colemans sind meine leibliche Familie. Walter und Maria, meine Urgroßeltern, wanderten einige Jahre vor der Weltwirtschaftskrise aus Deutschland in die Vereinigten Staaten aus, voller Hoffnung, aber ohne große Mittel.
Reichtum war uns nie vergönnt. Dad arbeitete als Handelsreisender. War ständig unterwegs, bis er eines Tages nicht mehr zurückkam.
Mom arbeitete hart, um meinen kleinen Bruder und mich allein über Wasser zu halten, gab alles, um uns eine gute Mutter zu sein.
Und ich? Ich habe ihr das Herz gebrochen, indem ich zu den Duartes zog. Als ich ihr auch noch Daniel wegnahm, zerbrach etwas in ihr. Diese Schuld liegt wie Blei auf meinem Gewissen. Aber es gab keinen anderen Weg.